Das Taksim nennt man ein Solo eines Melodie-Instrumentes mit oder ohne hörbare Rhythmusunterlage.
Taksime tanzen wir eher introvertiert und tendenziell am Platz. Choreografiere sie nicht, sondern improvisiere. Wenn du zu Live-Musik tanzt, wird der Musiker das Taksim genauso für dich als Tänzerin improvisieren.
Und hier liegt das Problem für viele Tänzerinnen…
Ich möchte dir einige Hilfestellungen zum Tanzen von Taksimen geben. Damit du nicht, wie bei vielen Tanzkolleginnen erlebt, das Taksim choreografieren oder gar aus der Auftrittsmusik rausschneiden musst, weil du nicht weißt, wie du es (für die Zuschauer interessant) tanzen kannst…
Die Instrumente
Eine Tänzerin macht das Spiel des Soloinstrumentes im Körper sichtbar. Der Zuschauer soll das Instrument nicht nur hören, sondern die Musik auch sehen. Also orientieren wir uns mit unseren Bewegungen, unserem Bewegungstempo und den Höhenverlagerungen am Spiel des Instrumentes.
Häufige Solo-Instrumente und deren grundlegende Umsetzung sind:
- Nay: nach oben, schlängelnde Bewegungen, je nach Höhenlage auf dem Ballen, Armbewegungen
- Accordeon, Sax(ophon), Orgel: beckenlastig
- Geige, Violine: v.a. in libanesischen Stücken, in der Umsetzung zwischen Nay und Accordeon
- Oud, Kanoun: vibrierend, Shimmies
- Zurna, Mizmar, Rababa (Spießgeige): v.a. in folkloristisch angehauchter Musik, ähnliche Umsetzung wie Accordeon, Orgel und Sax(ophon)
Die Pausen
Pausen gehören zur Musik dazu. Sie sind gestalterisches Element und nicht nur zum Luftholen für den Musiker gedacht. Ein Tanz wird spannender durch Pausen, Stille und Innehalten. In den an sich schon verhältnismäßig ruhigen Taksimen sind Pausen sehr deutlich hörbar. Übergehe sie nicht.
Die Pausen des Instrumentes kannst du durch Innehalten oder Positionswechsel umsetzen:
- Gewichtsverlagerung über unten/oben – seitlich, vor, rück
- betonter Armeinsatz/Pose
- Unterbrechung des Bewegungsflusses durch Innehalten
- Richtungswechsel (Wende, Schritt)
- Wechsel in eine andere Körperebene (Arme, Beine, Becken, Oberkörper, Kopf), meist verbunden mit einer kurzen Pause
Der Rhythmus
Es gibt Taksime ohne und mit hörbarer Rhythmusuntermalung. Unabhängig davon, ob wir als Tänzerinnen einen Rhythmus hören, bleiben die Musiker im Takt (sonst wäre ein gemeinsamer Einsatz zum Ende des Taksims unmöglich) und auch der Solist orientiert daran.
Berücksichtige hörbare Rhythmen beim Tanzen eines Taksims.
Auf den betonten Schlägen (Dums) sind kleine Platz- und Positionswechsel möglich, der Rhythmus sollte in die Füße genommen werden.
Aber denke daran: Nicht jedes Dum muss getanzt werden. Nicht jedes Mal muss ein Platz- oder Positionswechsel erfolgen. Der Rhythmus sollte nicht im Mittelpunkt deiner Interpretation stehen.
- Gewichtsverlagerung bzw. Richtungswechsel durch Wende oder Schritt auf die betonte 1
- Initiiere eine Drehung auf Dum
- Schritte (am Platz) auf die betonten Schläge setzen
- Tiefergehen/Einziehen/Größerwerden in der Bewegung auf Dum
Häufig verwendete Rhythmen: Chifte(telli), Großer Masmoudi, Ayoub, Wahda al-kabira. Prinzipiell ist jeder Rhythmus als Unterlage möglich, meist werden aber langsam gespielte Rhythmen verwendet.
Akzente und Shimmies
Auch in Taksimen kann es zu Akzenten durch den Trommler kommen. Und natürlich kannst du diese auch tanzen – bleibe aber tendenziell introvertiert.
- Innehalten/Einziehen auf Akzent
- introvertierte Wipp-/Kipp-/Pendel-/Kickakzent in der Bewegung
- Positionswechsel/Änderung der Körperausrichtung/Wende/Drehung
Den Shimmy kannst du unabhängig von Oud- und Kanoun-Taksimen – hier ist der Shimmy Pflicht – nutzen, um eine Steigerung in Musik und Gefühl wiederzugeben. Bitte nutze diese Form der Interpretation aber nicht inflationär.
Ich hoffe, ich konnte dir einige Ideen (und Übungen) für das Tanzen von Taksimen geben. Die gelisteten Ideen/Übungen nutze ich im OT pur, um meine Kursteilnehmerinnen an das Improvisieren von Taksimen heranzuführen.