Isolation – eines der vielen Zauberwörter im Orientalischen Tanz. Und Ziel vieler Tanzschülerinnen. Damit sich nur bewegt, was sich bewegen soll. Ruhiger Oberkörper beim Shimmy, Armbewegungen mit Beckenbewegungen kombinieren, Laufen mit der ganzen Vielfalt unserer Bauchtanzbewegungen. Das alles ist ohne eine gute Isolationsfähigkeit nicht möglich.
Das möchtest du auch?
Ich werde sehr oft von Kursteilnehmerinnen gefragt, wie sie zu Hause sinnvoll üben können. Gerade Anfängerinnen sind hochmotiviert, haben aber Angst, etwas falsch zu machen, sich zu verletzen, die Rückenbeschwerden, wegen derer sie in unseren Kurs gefunden haben, zu verschlimmern, wenn sie ohne den prüfenden Blick der Kursleiterin tanzen.
Vier einfache Hilfsmittel, die du bestimmt zu Hause hast, helfen dir, die Bewegungen aus dem Unterricht zu üben und das Ergebnis selbst zu kontrollieren.
Im ersten Teil dieser kleiner Serie stelle ich dir deinen besten Freund im Training vor (neben deiner Bauchtanzlehrerin :)). Wir widmen uns einigen Basisbewegungen des Orientalischen Tanzes. Auch ohne Vorkenntnisse im Orientalischen Tanz kannst du dich an diesen Übungen versuchen, sofern du – und das gilt immer – die Hinweise zur Grundhaltung berücksichtigst.
Dein bester Freund – der Stock
Du benötigst einen Stock, er muss nicht schwer sein, der Durchmesser ist egal und mit 100cm Länge kommst du problemlos hin. Vielleicht hast du einen Tanzstock?
Und du brauchst einen Spiegel. Zum Überprüfen der Isolation, gerade als Anfängerin, ist er unerlässlich. Vielleicht hast du einen Garderobenspiegel im Flur oder eine Spiegeltür am Schlafzimmerschrank?
Wir nutzen den Stock, um die Achsen der Bauchtanzbewegungen und andere Hilfslinien zu markieren.
Folgende Bewegungen kannst du sowohl mit dem Becken, als auch dem Oberkörper ausführen. Wir widmen uns hier den Übungen für das Becken.
Basisbewegungen seitliches Schieben (Rechts-Links-Schieben) und Pendel (Rotation, Twist)
Beim seitlichen Beckenschieben bewegst du dein Becken parallel zum Boden von rechts nach links bzw. umgekehrt. Es bewegt sich nur das Becken. Die Knie sind nicht aktiv an der Bewegung beteiligt (Grundhaltung!).
Halte den Stock waagerecht vor dein Becken, nimm die Grundhaltung ein und schiebe das Becken entlang dieser Linie von rechts nach links und von links nach rechts. Der Stock gleicht einer Schiene, auf der dein Becken wie ein Zug entlangfährt.
Für eine saubere Isolation halte deinen Oberkörper zentriert, verlagere dein Gewicht nicht vollständig von einem Fuß auf den anderen.
Du kannst mit dem Stock die horizontale Achse, entlang derer du schiebst, sichtbar machen und überprüfen, ob du wirklich waagerecht schiebst oder deine Bewegung nach oben oder unten abweicht. Das passiert, wenn deine Grundspannung in der Bewegung (noch) nicht ausreicht und/oder die Knie während der Bewegung gebeugt und gestreckt werden.
Beim Beckenpendel (dem abwechselnden Vor- oder Rückbewegen der Hüften – auch „Rotation“ oder „Twist“ genannt) kannst du den Stock genauso verwenden, um zu prüfen, ob dein Pendel waagerecht bleibt.
Durch das Halten des Stocks isolierst du zugleich deine Arme. Es wird dir später leichter fallen, Armbewegungen zu diesen Rumpfbewegungen hinzuzunehmen.
Falls du noch Schwierigkeiten hast, den Stock während der Bewegungen ruhig zu halten (Isolation!), bitte doch jetzt eine Freundin dazu. Ihre Aufgabe ist es, den Stock so zu platzieren, dass du die Bewegungen kontrollieren kannst.
Extra-Tipp für Fortgeschrittene, die die waagerechten Achten kennen: Aus den beiden o.g. Bewegungen kannst du die waagerechten Achten im Becken zusammensetzen und den Stock genauso als Hilfsmittel für die Isolation einsetzen, wie oben beschrieben.
Basisbewegung sagittales Schieben (Vor-Rück-Schieben)
Die gleiche Methode kannst du beim Vor-Rück-Schieben einsetzen. Du schiebst dein gesamtes Becken ein kleines Stück nach vorne (Oberkörper aufrichten!) und nach hinten. Nur soweit, bitte wie du die Spannung im Unterbauch/unteren Rücken sowie die Aufrichtung des Oberkörpers halten kannst. Der Oberkörper soll nicht nachgeben (Isolation!) oder sich gar runden. Dadurch wird die Bewegung nicht sehr groß. Dein Rücken erreicht maximale Länge.
Diesmal stellst du dich seitlich zum Spiegel und legst den Stock wie eine Schiene parallel zum Spiegel seitlich an deinem Becken an.
Du kannst dir auch vorstellen, auf einem kleinen Eisenbahnwaggon zu sitzen, der diese Schiene entlang fährt. Verlierst du beim Rückschieben die Spannung im Beckenbereich, rutscht der Waggon unter deinem Körper nach hinten durch. Im extremen Fall machst du jetzt ein Hohlkreuz.
Wenn du diese Bewegung im Brustkorb probieren möchtest, schiebe weiter nach vorne als nach hinten (als würdest du deine Brust über ein Fensterbrett aus dem Fenster schieben).
Wenn du einen besonders langen Stock hast, kannst du ihn jetzt senkrecht zwischen dir und Spiegel aufstellen (besser noch: jemand anderes hält ihn für dich). Er verbindet deinen Knöchel mit dem Hüftgelenk und der Mitte deines Brustkorbes (von der Seite gesehen) – s. auch die Hinweise zur Grundhaltung. Während du dein Becken schiebst, versuche, deinen Brustkorb ruhig zu halten (und umgedreht). Der Stock hilft dir dabei, Schiebebewegungen im Körper wahrzunehmen, gegebenenfalls auch da, wo sie gar nicht stattfinden sollen.
Extra-Tipp für Fortgeschrittene, die den Beckenkreis kennen: Aus dem seitlichen und dem sagittalen Schieben kannst du waagerechte Kreise zusammensetzen und den Stock wieder als Hilfsmittel für die Isolation einsetzen!
Basisbewegung Wippe (Knie- oder Beckenwippe)
Gleich vorneweg: Es ist völlig egal, ob du die Knie- oder die Beckenwippe gelernt hast. Ob du sie aufwärts oder abwärts kennst. Oder ob deine Tanzlehrerin bisher gar nicht von den Unterschieden gesprochen hat. Nimm für dieses Training die Wippe, die du kennst.
Wir nutzen den Stock wieder als waagerechte Achse auf Beckenhöhe. Bei der Wippe bewegen sich die Hüften abwechselnd nach unten bzw. oben, also unter bzw. über diese Achse hinaus.
Eine Schwierigkeit bei der Wippe ist, den Oberkörper ruhen zu lassen. Dazu hältst du den Stock während der Wippe auf Brusthöhe. Deine Brust sollte die Wipp-Bewegung des Beckens nicht mitmachen. Sollte das doch der Fall sein, versuche, die Wippe kleiner zu machen und weniger ruckartig/akzentuiert.
Extra-Tipp für Fortgeschrittene, die die aufrechte Acht aufwärts und vielleicht sogar abwärts (Maya) kennen: Aus der Wippe und dem seitlichen Beckenschieben kannst du aufrechte Achten zusammensetzen und den Stock genauso als Hilfsmittel für die Isolation des Oberkörpers einsetzen.
Wie geht es weiter?
Diese drei Übungsvorschläge mit ihren Varianten kannst du in ein regelmäßiges Training zu Hause integrieren. Grundvoraussetzung für dieses Training ist, dass du sowohl die Grundhaltung, als auch die genannten Basisbewegungen kennst.
Vielleicht nutzt deine Bauchtanzlehrerin auch nur andere Worte für diese Bewegungen? Scheue dich nicht, sie zu fragen und deine Bewegungen und deine Haltung regelmäßig von einer kompetenten Dozentin korrigieren zu lassen.
Im 2. Teil dieser kleinen Reihe erkläre ich dir, wie du eine Matte (oder Decke) zum Training der Isolation einsetzen kannst. Falls du festgestellt haben solltest, dass du zu viel mit deinen Knien bei den waagerechten Bewegungen arbeitest, oder du dir nicht sicher bist, warum deine Schiebebewegungen so wackelig aussehen, könnten die kommenden Übungen dir viele neue Hinweise dazu geben.
Du möchtest mehr erfahren?
Und weitere Übungen aus dem Orientalischen Tanz kennenlernen, die dir helfen können, dein Körpergefühl und deine Isolationsfähigkeit zu verbessern?
Ein Gedanke zu “Vier einfache Hilfsmittel, mit denen du auch zu Hause an deiner Isolation arbeiten kannst – der Stock”
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